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Probleme beginnen oft ab Mitte 30

Prof. Herrmann über Folgen und Therapien bei Schilddrüsenfehlfunktionen

Bei einem Erwachsenen wiegt sie zwischen 20 und 60 Gramm und ist nur wenige Zentimeter groß. Aber sie ist immens wichtig und kann bei Fehlfunktion große gesundheitliche Probleme verursachen: die Schilddrüse.

Mit Hilfe von Jod und Eiweißbausteinen erzeugt das kleine Organ am Hals die Hormone Trijodthyronin und Thyroxin, kurz T3 und T4. Diese gelangen in jedes Organ und sind für den gesamten Stoffwechsel verantwortlich. Sie steuern u.a. die Funktion von Herz, Kreislauf, Muskeln, Verdauung und Nerven. „Ohne Schilddrüsenhormone würden wir nach wenigen Monaten nicht lebensfähig sein“, sagt Prof. Dr. B. L. Herrmann. Der Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe und Diabetologe ist ein ausgewiesener Schilddrüsenspezialist und betreibt in Bochum eine Praxis.

Eine Struma, auch Kropf genannt: vergrößerte Schilddrüse.

Eine Struma, auch Kropf genannt: vergrößerte Schilddrüse.

Probleme ab Mitte 30

Ab Mitte 30 verändert sich häufig das Drüsengewebe, es bilden sich Verwachsungen oder Zysten. Zudem haben heute oft Menschen Probleme, die in früheren Jahren Jodmangel-Zeiten erlebten und zu wenig von dem wichtigen Spurenelement aufgenommen haben. Frauen sind häufiger betroffen, weil offenbar die weiblichen Östrogene bei der Entstehung von Schilddrüsen-Erkrankungen eine Rolle spielen.

Eine vergrößerte Schilddrüse, in ihrer Extremform bekannt als Kropf, ist in Deutschland die häufigste Schilddrüsen-Erkrankung. Schlechte Ernährungsgewohnheiten (zu viele Fertiglebensmittel, zu wenig Obst, Gemüse und Fisch) bewirken einen Jodmangel, der wiederum eine Vergrößerung der Schilddrüse zur Folge haben kann. Bei dem Versuch, den Mangel an Jod und damit an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, vermehrt sich Gewebe, so dass ein Kropf entsteht. Es wird mit Jodtabletten alleine oder in Kombination mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Ohne Therapie besteht die Gefahr, dass sich kalte oder heiße Knoten bilden.

In „kalten“ Knoten werden nahezu keine Schilddrüsenhormone produziert. Meistens sind sie harmlos, können sich aber in seltenen Fällen zu Krebs entwickeln. Eine Punktion schafft Klarheit. „Heiße“ Knoten produzieren unkontrolliert Hormone, so dass es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommt. Der Körper läuft dann auf Hochtouren. Typisch sind Unruhe, Reizbarkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Schwitzen und Gewichtsverlust.

Schilddrüsenszintigraphie eines warmen Knotens

Schilddrüsenszintigraphie eines warmen Knotens

Behandlung heißer Knoten

Behandelt werden heiße Knoten mit Schilddrüsenblockern, die die Hormonproduktion bremsen. Hilft das nicht, werden sie entfernt oder eine Radiojodtherapie eingesetzt. Dabei muss der Patient eine Kapsel einnehmen, die radioaktives Jod enthält. Diese reichert sich in der Schilddrüse an und zerstört übermäßig hormonproduzierendes Gewebe. „Nötig ist dafür heute nur noch ein drei bis fünftägiger Aufenthalt in einer speziellen Klinik“, so Prof. Herrmann. Alternativ müsse bei einem hinzukommenden starken Druckgefühl des Halses eine Operation angestrebt werden.

Unterfunktion der Schilddrüse

Sie kann eine Folge der Hashimoto-Thyreoiditis sein. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Abwehrzellen das Gewebe der Schilddrüse angreifen. Symptome sind z.B. Abgeschlagenheit, Depressionen, Frösteln, Zyklusstörungen oder brüchiges Haar. Hier müssen lebenslang Schilddrüsenhormone verabreicht werden, um den Mangel auszugleichen. Prof. Herrmann: „Die Präparate können für jeden Patienten individuell dosiert werden.“ Die Gabe des Spurenelementes Selen kann im Frühstadium der Hashimoto-Erkrankung die Entzündungsreaktion mindern. „Ansonsten ist die Langzeitwirkung von Selen bei Schilddrüsenerkrankungen noch nicht ausreichend erforscht“, so Prof. Herrmann.

Morbus Basedow

Die Basedowsche Krankheit ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Sie tritt oft bei hormonellen Umstellungen (z.B. in den Wechseljahren) auf. Typisch sind hervorstehende Augen und eine Schilddrüsenüberfunktion. Die gängigsten Therapieformen sind die Gabe von Schilddrüsenblockern, eine Radiojod-Behandlung oder die Entfernung des Organs.


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