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Osteoporose – eine Herausforderung für uns alle

Wissenswertes zu Osteoporose – ein Fachartikel von Prof. Dr. B. L. Herrmann (Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe und Diabetologe)

Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, ist eine systemische Erkrankung des Skeletts, die durch eine erniedrigte Knochenmasse und durch eine Verflechtung der Mikroarchitektur des Knochens gekennzeichnet ist. Hierdurch verlieren die Knochen an Belastbarkeit und werden brüchig. Frakturen (Brüche) entstehen vorwiegend im Bereich der Wirbelkörper als auch der Speiche (Radius) oder des Oberschenkelhalses (Femur). Allein in Deutschland leiden 4-6 Millionen Menschen an dieser Krankheit. 80% der Patienten sind Frauen, d. h. jeder 5. Patient ist ein Mann. Somit handelt es sich keinesfalls um eine typische Erkrankung der Frau.

Ein Wirbelkörper besteht aus einer inneren Grundsubstanz (Spongiosa) und einer äußeren kräftigeren Knochenhülle (Kompakta). Im Initialstadium der Osteoporose kommt es durch den Knochenschwund zu einer porösen Spongiosa. Deformierungen des Wirbelkörpers bewirken auch eine Mitbeteiligung der Kompakta. So können durch Verformungen sog. Fischwirbel als auch Keilwirbel entstehen. Durch die Höhenminderung der jeweiligen Wirbelkörper kommt es im fortgeschrittenen Stadium der Osteoporose zu einer Größenabnahme der Körperlänge. Darüber hinaus entstehen Verformungen des Rumpfes bis zu einem sog. Witwenbuckel. Eine Schlupf- und Druckschmerzhaftigkeit der Wirbelsäule sowie Schon- und Fehlhaltungen deuten auf eine Osteoporose.

Osteoporose Herausforderung für uns alle

Primäres Ziel der Osteoporosebehandlung ist die Verhinderung eines Bruches (z.B. Wirbelsäule, Oberschenkelhals, Speiche). Nach der Epos-Studie erleiden in Deutschland ca. 74.000 Frauen eine neue Wirbelkörperfraktur. Somit entsteht in Europa ca. alle 3 Minuten eine neue Fraktur.

Eine Oberschenkelhalsfraktur führt nach einer Berechnung des statistischen Jahrbuchs für die Bundesrepublik Deutschland zu 2,5 Millionen Krankenhausaufenthaltstagen pro Jahr. Im Vergleich dazu führen der Herzinfarkt zu 1,9 Millionen und der Diabetes Mellitus zu 3,1 Millionen Krankenhausaufenthaltstagen pro Jahr. Von den 4-6 Millionen Osteoporoseerkrankten sind derzeit ca. die Hälfte diagnostiziert. Von diesen diagnostizierten 2-3 Millionen Patienten sind jedoch nur 1-1,5% adäquat therapiert (ca. 23%). Somit sind 77%, entsprechend 3-4,5 Millionen nicht versorgt.

Unglücklicherweise wird durch gesetzliche Krankenversicherungen eine Knochendichtemessung erst dann bezahlt, wenn ein Bruch bereits entstanden ist. Aber gerade eine Fraktur gilt es bei der Osteoporosebehandlung zu verhindern, da dies weitere einhergehende Komplikationen mit Krankenhausaufenthalten etc. verhindert.

Es gibt 2 Formen der Osteoporose: Zur sog. primären Form zählt die postmenopausale Osteoporose, d.h. die Osteoporose, die nach den Wechseljahren auftritt. Eine weitere Variante der primären Form stellt die geschlechtsunabhängige Osteoporose des älteren Menschen dar. Bei der sog. sekundären Osteoporose handelt es sich um eine Folgeerscheinungen anderer häufig chronischer Erkrankungen, wie Einnahme von Kortisonpräparaten über 3-6 Monate als auch wochenlange Injektionen von Heparin zur Blutverdünnung. Darüber hinaus ist der Alkohol als auch der Nikotinkonsum ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für eine Osteoporose. Weitere Formen sekundärer Osteoporosen stellen Hormon- und Stoffwechselstörungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Kalziumstoffwechselstörung als auch ein Testosteronmangel dar. Letzterer ist bei Männern eine der häufigsten Ursachen einer Osteoporose. Darüber hinaus können Magen-Darmerkrankungen, die zu einer Aufnahmestörung von Kalzium führen, zu einer Osteoporose. Immobilität, d.h. Bewegungsarmut durch z.B. eine lange Bettlägerigkeit, führt zu einer Osteoporose. Die Belastbarkeit der Knochen stellt einen Reiz für das Knochengerüst dar und verhindert somit einen beschleunigten Abbau.

Unser Knochen besteht aus einem lebendigen Gewebe, welches sich stets auf- und abbaut. Der Knochen ist somit kein statisches Organ, sondern wird durch die Zusammenarbeit von Knochenaufbauenden (Osteoblasten) und Knochenabbauenden Zellen (Osteoplasten) im Gleichgewicht gehalten. Nur so entsteht ein elastischer und belastbarer Knochen. Die Osteoblasten werden insbesondere im heranwachsenden Alter als auch bei entstandenen Brüchen aktiviert. Bis zum 30.-35. Lebensjahr nimmt die Knochenmenge kontinuierlich zu. Danach verliert der Mensch pro Jahr ca. 1% an Knochenmasse. Eine verminderte Knochenmasse ist somit auch eine Folge des Alterns.

Frauen sind insbesondere deshalb von einer Osteoporose betroffen, da das sog. Östrogen die Knochen abbauenden Zellen hemmen. Im Laufe der Wechseljahre wird die Produktion von Östrogenen zunehmend eingestellt. Somit wird mehr Knochen abgebaut. Aus diesem Grund ist die postmenopausale Osteoporose die häufigste Form dieser Krankheit.

…und Kalzium spielen eine entscheidende Rolle für den Knochenaufbau. Vitamin D und überwiegend durch eine Sonnen bzw. Lichtexposition durch die Haut gebildet. Nur ein deutlich geringerer Prozentsatz von Vitamin D wird über die Nahrung aufgenommen und im unteren Teil des Dünndarms in den Körper aufgenommen. So können auch Darmerkrankungen zu einem Vitamin D Mangel führen. Viel häufiger ist jedoch eine geringere Sonnenexposition.

Eine Knochendichtemessung sollte nach den Empfehlungen der osteologischen Gesellschaften (DVO) als auch nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach der DEXA-Methode gemessen werden. Hierbei handelt es sich um eine rasche (ca. 5 Minuten andauernde) Messung mit geringster Strahlenbelastung (1-5 …). die Knochendichtemessung erfolgt im Bereich der Oberschenkelhälse als auch im Bereich der Lendenwirbelsäule. Andere Verfahren zu Bestimmung der Knochendichte, wie die COCT-Methode hat eine bis zu 30-fach höhere Strahlenbelastung und misst nur am Lendenwirbelkörper. Weitere Verfahren wie die Ultraschalldiagnostik sind weniger etabliert.

Vor Einleitung einer Therapie der Osteoporose muss die Ursache genau untersucht werden. Ein Testosteronmangel des Mannes gilt es somit durch eine Testosterongabe auszugleichen. die Gabe von Östrogen stellt jedoch keine etablierte form der postmenopausalen Osteoporose dar. Als Basistherapie der Osteoporose gilt die Einnahme von Vitamin D und Kalzium in Form von Brausetabletten, die täglich eingenommen werden müssen. Sie stellt eine äußerst Preis günstige Therapie dar, wird jedoch von den Kassen nur bei einer nachweislichen Osteoporose bezahlt. Weitere wichtige Medikamente stellen sog. Bisphosphornate dar, die in Form einer Wochen- als auch einer Monatstablette eingenommen werden können. Bei der Frau besteht zusätzlich die Möglichkeit durch Gabe eine Östrogen-ähnlichen Medikamentes wie Loxifen eine Osteoporose zu behandeln. Weiter kann durch eine tägliche Injektion unter die Haut (subkutan) von Parathormon der Knochen aufgebaut werden.

Zusammenfassend ist die Osteoporose eine medizinische als auch gesundheitspolitische Herausforderung in der heutigen Zeit. die Osteoporose ist keinesfalls eine alleinige Erkrankung der Frau. jeder 5. Osteoporose Patient ist ein Mann.


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