Gynäkomastie

Dr. med. Martin Elsner, Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, über die Entstehung und Behandlung von weiblichen Brüsten bei Männern

Mit Gynäkomastie wird die Ausbildung von (weiblichen) Brüsten bei Männern bezeichnet, die entweder einseitig oder beidseitig auftreten kann. Diese entsteht durch eine Vermehrung des Drüsengewebes im Brustbereich. Zwar ist ein Anwachsen des Brustgewebes auch bei Übergewicht häufig, jedoch unterscheidet sich dies von der echten Gynäkomastie: Bei dieser ist Übergewicht keine notwendige Bedingung, da die Brüste nicht durch Einlagerung von Fett, sondern durch eine Vermehrung des Brustdrüsengewebes entstehen.
Die physiologische Veränderung ist für den Betroffenen meist sehr unangenehm und bewirkt in der Regel primär ein psychisches Leiden. Zusätzlich können jedoch auch körperliche Beschwerden wie unter anderem Spannungsgefühle in der Brust, Empfindlichkeit der Brustwarzen und Bewegungseinschränkungen auftreten.

Ursachen für eine krankhafte Gynäkomastie

Krankhafte Gynäkomastie tritt als Symptom bei unterschiedlichen Grunderkrankungen auf, ist jedoch selbst keine eigenständige Erkrankung. Verursacht wird sie durch hormonelle Störungen, d. h. den Mangel von Testosteron oder einen Überschuss des weiblichen Sexualhormons Östrogen. Risikofaktoren stellen hierbei chronische Erkrankungen wie beispielsweise Leber- oder Nierenversagen und die Einnahme einiger Medikamente und Hormone dar. Darüber hinaus kann auch der Konsum von Drogen das Hormonverhältnis stören und somit eine Gynäkomastie bewirken.

Diagnose und Behandlung der krankhaften Gynäkomastie

Die krankhafte Gynäkomastie wird zunächst in Abgrenzung zur Pseudogynäkomastie, also der Ausbildung von Brüsten durch Übergewicht, abgegrenzt. Neben einem Abtasten des Gewebes liefern Ultraschall und Blutanalysen der Leber- und Nierenwerte sowie der Hormonspiegel wichtige Erkenntnisse bei der Diagnose.

Die Behandlung richtet sich stark nach der auslösenden Erkrankung und erfolgt im Idealfall interdisziplinär von Allgemeinmediziner, Urologe, Endokrinologe, Laborarzt und plastischem Chirurgen. Das Ziel ist eine Behebung der hormonellen Störung, was je nach Art durch Ernährungsumstellung oder medikamentöse Beeinflussung des Hormonspiegels erreicht werden kann. Bei einer deutlichen Ausprägung des Brustgewebes kann dieses zur Verminderung psychischer Leiden auch operativ entfernt werden. Dies ist vor allem dann empfohlen, wenn die Gynäkomastie bereits seit einem längeren Zeitraum besteht, da sich das Gewebe mit der Zeit verfestigt und trotz Ausgleichs des Hormonhaushaltes nicht mehr zurückbildet.

Bei allen Behandlungsmethoden ist eine besondere Berücksichtigung der starken psychosozialen Belastung für den Patienten wichtig. Häufig leidet insbesondere bei jungen Männern mit Gynäkomastie das Selbstwertgefühl in erheblichem Maße, was sich unter anderem auch nachteilig auf Partnerschaft und Sexualität auswirkt.

Normale Gynäkomastie

Neben der echten Gynäkomastie und der durch Übergewicht hervorgerufenen Pseudogynäkomastie gibt es einige als normal zu bezeichnende physiologische Veränderungen, die in unterschiedlichen Lebensstadien einen Zuwachs des Drüsengewebes in der Brust verursachen können. So können Neugeborene zunächst durch die weiblichen Hormone ihrer Mutter oder Jungen während der Pubertät weibliche Brüste ausbilden. In der Regel bilden sich diese Arten im Gegensatz zur krankhaften Erscheinungsform jedoch von selbst wieder zurück, weshalb eine Behandlung nicht erforderlich ist. Darüber hinaus tritt bei Männern in höherem Lebensalter vermehrt die sogenannte Altersgynäkomastie auf, die durch eine Umverteilung der Fettgewebsmasse im Verhältnis zur gesamten Körpermasse hervorgerufen wird.

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